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Anleger oder Märkte: Wer schlägt hier eigentlich wen?

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Investoren zeigen häufig das gleiche Verhalten: Angst bei sinkenden Kursen und Überschwang bei steigenden Werten. Das ist alles andere als sinnvoll und schmälert die Erträge der Anleger.

Zudem neigen die meisten dazu, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn’s mit einer Geldanlage mal nicht so gut klappt.

Kurz: Anleger verhalten sich alles andere als rational. Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, habe aber dennoch den Verdacht, dass Sie möglicherweise dazu gehören könnten. Lesen Sie selbst, ob ich Recht damit habe …

#68904190 | © fotomek - Fotolia.com

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Rein in den Fonds, raus aus den Fonds

Immer wieder werden Studien durchgeführt um herauszufinden, was genau die Investoren und ihre realen Renditen beeinflusst. Verglichen werden dabei die durchschnittlichen Erträge der Fonds allgemein mit den tatsächlichen Einnahmen der Anleger. Und es gibt teilweise deutliche Unterschiede zwischen den Gewinnen der Investoren und denen des Investments.

Vermutlich ahnen Sie es bereits: Die Renditen der Anleger sind wesentlich niedriger als die Durchschnittserträge der Investments. Upps – so ein Pech aber auch! Wenn Sie also auch Geld in Fonds und ähnliches investieren, können Sie sicher sein: Sie werfen so einiges von Ihrem Geld glattweg zum Fenster hinaus.

Woran es liegt, dass die Anleger meist den Kürzeren ziehen? Da kann ich nur raten: Vielleicht an ihrer Ungeduld, an mangelndem Fachwissen oder am Verlangen nach noch höheren Gewinnen. Ziemlich klar ist mir allerdings, wie sich die meisten dabei verhalten.

Beispielsweise bei Investmentfonds. Im Prinzip brauchen Sie Ihr Geld nur in einen ganz „normalen“ Aktienfonds anzulegen und nun warten, dass er Gewinne abwirft.

Aber was machen die meisten Investoren bzw. die von ihnen engagierten, teuer bezahlten Fondsmanager? S

ie bewegen das Geld – rein in den Fonds, raus aus den Fonds. Leider meist mit einem miserablem Timing. Das kostet die Anleger eine Stange Geld, aufgrund der Gebühren, die bei jeder Bewegung anfallen.

Keinen Sorge – Falls es bei Ihnen bisher auch so läuft, sind Sie nicht allein mit diesem Verhalten. Der Mensch will eben unbedingt handeln. Das ist ja grundsätzlich auch nichts Schlechtes. Doch bei einem durchschnittlich guten Investmentfonds wäre es „eigentlich“ besser, diesen für lange Zeit einfach zu halten. Dennoch tun dies die meisten Menschen nicht. Sie sehen die Tagesschau mit ihren Aktienmeldungen, betrachten diverse Kursentwicklungen und lesen in Foren und Newslettern nach, was „Experten“ empfehlen.

Dann werden Aktien gekauft, die hoch im Kurs liegen, und andere verkauft, die nach unten gerutscht sind. Im Prinzip tun die meisten Anleger genau das, von dem sie wissen, dass sie es nicht tun sollten. Und das Beste dabei ist, dass viele über derartiges Verhalten anderer lachen oder sogar über sich selbst Witze reißen. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst sind wissen sie, dass dieses Kaufen und Verkaufen nicht gut, ja sogar gefährlich ist. Dennoch bekommen sie ihre Impulse einfach nicht unter Kontrolle.

Nur, weil alle es tun, ist es noch lange nicht gut

In dem Fall kann ich Ihnen nur raten, sich einen guten, unabhängigen Honorarberater zuzulegen, der Sie auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Wenn Sie beispielsweise an der Marktentwicklung sehen, dass die Kurse schlagartig nach unten gehen – dann werden Sie vielleicht den Drang verspüren, Aktien zu verkaufen. Möglicherweise haben Sie Angst vor Verlusten bzw. wollen diese so gering wie möglich halten.

Dann ist es die Aufgabe Ihres Finanzberaters Ihnen zu sagen, dass der Schaden sowieso bereits angerichtet ist und Sie momentan nichts Sinnvolles tun können. Verkaufen wäre jetzt eine denkbar schlechte Idee. Denn aus Angst heraus zu handeln, war noch nie erfolgreich und hat alles meist noch schlimmer gemacht. Wenn Sie in so einer Situation einen Moment innehalten und auf den Rat des Finanzberaters hören, erkennen Sie: Die Aktien waren viel riskanter, als sie teurer waren!

Wichtig

Deshalb ist es in so einer Situation am besten, nichts zu tun. Rein gar nichts. Vielmehr sollten Sie warten, bis sich die Märkte wieder beruhigt haben und dann prüfen, ob Ihr Finanzplan noch sinnvoll ist oder überarbeitet werden sollte.

Übrigens funktioniert das Szenario umgekehrt genauso „gut“. Wenn sich dieselben Aktien nach einigen Jahren erholt haben und sogar eine steigende Tendenz zeigen, könnten Sie – wie viele Anleger auch – auf die Idee kommen, mehr davon zu kaufen. Natürlich in der Hoffnung, dass die Kurse weiter steigen und Sie noch mehr Gewinn kassieren können. Doch in Wirklichkeit haben Sie keine Ahnung, wie sich die Märkte künftig entwickeln werden. Und ich auch nicht. Ihr Fondsmanager oder die Damen und Herren Experten im Fernsehen ebenfalls nicht.

Wenn wir das Ganze logisch betrachten, ist es nicht sinnvoll, Ihr Geld in eine Aktie zu stecken, die in unter zwei Jahren ihren Wert verdoppelt hat. Damit würden Sie teures Geld für etwas bezahlen, dessen wahren Wert Sie gar nicht kennen und der sich zudem ständig ändern kann. Und nur, weil alle oder die meisten so etwas tun, müssen Sie doch nicht auch noch den gleichen Fehler machen.

Auch in diesem Fall gilt: Halten Sie sich an Ihre – im besten Falle zusammen mit Ihrem fähigen Honorarberater – erstellten Finanzpläne. Die Praxis zeigt immer wieder, dass ich damit Recht habe.

Wer denkt bei Geldanlagen schon logisch?

Nehmen wir nur mal das Jahr 2000 als Beispiel. An den US-Märkten stiegen die Investitionen der Anleger in Aktienfonds auf eine bis dato ungeahnte Höhe von rund 44 Milliarden Dollar. Die Investoren meinten, so handeln zu müssen, weil der NASDAQ – die größte elektronische Börse in den USA – einen Anstieg von über 80 Prozent verzeichnete. Nachdem die Menschen weiter kontinuierlich investierten, fiel der NASDAQ. Kollektive Verluste waren die Folge.

Auch bei Tiefständen am Markt reagieren die Anleger, als ob sie in einer gemeinsamen Panikblase gefangen wären. Bestes Beispiel ist der Oktober 2002 am US-Markt. Auch in diesem Monat – wie bereits vier Monate zuvor – zogen die Investoren mehr Geld aus Aktienfonds, als sie investierten. Das hatte es vorher so noch nicht gegeben. Und wissen Sie, wann die Umsätze wieder sprunghaft anstiegen? Genau richtig: im Oktober 2002.

Das tat weh! Und doch tun es die Anleger immer wieder. Und zwar nicht nur Laien, sondern auch ausgewiesene Experten handeln so. Na gut – die bekommen ja Geld dafür und riskieren zudem selten ihr eigenes Geld. Somit können Fondsmanager ganz beruhigt mit Ihrem Kapital jonglieren. Klappt es, lassen sie sich feiern. Geht’s in die Hose, waren natürlich die Märkte schuld oder die Weltpolitik oder der Nachbarshund Lumpi …

Kein Wunder also, dass die meisten Anleger unzufrieden sind mit den Ergebnissen ihrer Aktienfonds. Dabei liegt es in der Regel an den Investoren selbst, wenn die Sache schief geht: Je teurer die Aktie, umso eher sind sie bereit, ein Risiko einzugehen. Das ist nicht logisch! Wenn Sie beispielsweise eine Neuanschaffung wie ein Auto planen, überlegen Sie vorher ganz genau, ob es Sinn macht, sich eine Luxuskarosse zuzulegen und ob Sie sich deren Unterhalt überhaupt leisten können oder ob ein kleinerer Wagen nicht eher etwas für Sie ist.

Wichtig

Aber bei Aktien setzt plötzlich das logische Denken aus. Es herrscht die landläufige Meinung: Eine teure Aktie MUSS gut sein. Deshalb tendieren auch die meisten zu einem furchtbar schlechten Timing am Markt.

Genau aus diesem Grund sollten Sie NICHT mit der Masse mitschwimmen. Vielmehr sollten Sie Ihre Investmententscheidungen an Ihren persönlichen Zielen orientieren. Lassen Sie sich nicht von den allgemeinen Stimmungen beeinflussen: Verkaufen, wenn alle um Sie herum Panik verbreiten und kaufen, wenn alle anderen gut drauf sind. Auch, wenn es Ihnen im ersten Moment sinnvoll erscheint und es Ihnen ein gutes Gefühl geben sollte. Solche „Massenentscheidungen“ sind NICHT rational!

Nicht Anlagen machen die Fehler, sondern Anleger

Bitte lesen Sie die Überschrift noch einmal, um sie auch wirklich zu verinnerlichen. Ich will Sie damit nicht angreifen oder runterziehen. Sondern ich möchte Ihnen helfen zu erkennen, wie Sie Ihr Geld so anlegen können, dass Sie damit die gewünschten Erträge erzielen.

Entscheiden Sie sich für eine bestimmte Geldanlage, haben Sie „Ja“ dazu gesagt. Bis dahin waren Sie sicher, dass es das Richtige für Sie ist und dass Sie die Kontrolle darüber haben. Sie haben sich erkundigt, sich beraten lassen und sich dann entschieden, wofür und wie viel Sie investieren wollen.

Entwickelt sich die Anlage gut, klopfen Sie sich womöglich selbst auf die Schulter und denken, dass Sie genau die richtige Entscheidung getroffen haben. Geht es mit einer Anlage in den Keller, ist das natürlich keinesfalls Ihre Schuld – der Berater war es, die Schreiberlinge Ihres Börsenbriefes, die „Lügenpresse“, Frau Merkel oder sonst wer. Nun kann man durchaus geteilter Meinung sein, was unsere Medien oder die Bundeskanzlerin betrifft. Doch sie sind nicht schuld an Ihrem Anlagedilemma.

Sie ahnen bereits, dass nur Sie selbst dafür verantwortlich sind, wie sich Ihre Finanzen entwickeln. Die Geldanlage kann nichts dafür, wenn es abwärts mit ihr geht – genauso wenig wie Ihr Auto, wenn Sie jemand anderem die Vorfahrt nehmen. Dennoch sollten Sie sich nun nicht vor den Spiegel stellen und beschimpfen oder bespucken. Das wäre genauso falsch, wie zu resignieren und Ihr Geld nur noch in „sicheres“ Festgeld anzulegen.

Wichtig

Bevor Sie sich von den Märkten schlagen lassen, sollten Sie anfangen, sich rational zu verhalten. Im nächsten Beitrag erkläre ich Ihnen, wie das geht.