Alt und arm im eigenen Haus?

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Immobilienbesitzer sind glücklicher als Mieter – sagt eine Studie. Zumindest scheinen es viele Deutsche so zu empfinden.

Ich muss hier leider mal wieder als Spaßbremse fungieren, denn auch als stolzer Besitzer eines Hauses oder einer Wohnung können Sie durchaus im Alter mit leeren Händen dastehen.

 

Architectural design

#89228248 | © Liaurinko – Fotolia.com

Glücklich ja! Aber zu welchem Preis?

Zwei Drittel der deutschen Immobilienbesitzer glauben laut einer Studie, dass sie das Wohneigentum glücklicher macht. Von den Mietern glauben 36 %, dass sie mit einer eigenen Immobilie glücklicher wären. So weit – so verständlich.

Denn natürlich ist es ein sicheres und angenehmes Gefühl, ein Haus oder eine Wohnung zu besitzen. Es sind keine Mieten mehr fällig, man kann sich sein Zuhause so einrichten, wie man es selbst möchte und nötige Investitionen werden gerne gezahlt, denn schließlich ist es ja fürs eigene Heim.

Für viele ist so ein Eigenheim dann auch eine Anschaffung fürs Leben.

Doch oft ist eine Immobilie auch die Vorstufe zur Altersarmut.

Das beginnt bei vermeintlich kleinen Dingen, die sich schnell als recht groß herausstellen können. Denn es fallen auch schon mal größere Beträge an, um Haus oder Wohnung instand zu halten, sei es das marode Dach, die defekte Heizung oder ein Wasserrohr, das ausgetauscht werden muss. Das muss nun alles aus eigener Tasche gezahlt werden. Mal abgesehen von Grundsteuern, Anschlussgebühren, Abfallbeseitigung, ggf. Schornsteinfeger, zusätzliche Versicherungen und vermutlich auch höhere Strom- und Heizungskosten.

Das alles sollten Sie von Beginn an mit einplanen, wenn Sie in ein Eigenheim investieren wollen. Erst recht gilt dies, wenn die Investition einen wichtigen Platz in Ihrer Altersvorsorge einnehmen soll. In diesem Fall rate ich Ihnen dringend, einen unabhängigen Honorarberater hinzuziehen, um Ihre finanzielle Lage genau zu analysieren. Denn – so arbeite ich jedenfalls – er wird mit Ihnen alle Hintergründe genau beleuchten und überlegen, ob sich die Anschaffung eines Hauses oder einer Eigentumswohnung überhaupt lohnt.

Blick in die Zukunft

Zuerst einmal sollten Sie überlegen, wie Ihre Lebenssituation ausschauen kann, wenn Sie 65 Jahre alt sind. Gut – Sie leben in einer mietfreien Immobilie und fühlen sich wohl. Doch ist das Haus nicht vielleicht doch zu groß – nur für Sie und Ihren Partner, jetzt wo die Kinder ausgezogen sind? Und können Sie überhaupt die Treppen steigen und die Bäder nutzen, wenn Sie nicht mehr ganz so fit sind? Wann sind die nächsten größeren Instandhaltungen notwendig wie Heizung, Dach & Co.?

Es sollte Ihnen also von Anfang an klar sein, dass mietfrei längst nicht kostenfrei bedeutet. Da stellt sich dann natürlich gleich als nächstes die Frage: Können Sie das Ganze mit Ihrer Rente abdecken? Haben Sie finanziell entsprechend vorgesorgt, um sich das Haus auch im Alter leisten zu können?

Wenn Sie jemand sind, der auch loslassen kann und sagen „Zur Not verkaufe ich das Haus eben“, sollten Sie dennoch einiges bedenken. Denn im Laufe der Jahre verliert eine Bestandsimmobilie zwangsläufig an Wert – je nachdem, welche Erneuerungen und Instandhaltungen Sie vorgenommen haben. Aber selbst dann können Sie den Wertverfall nicht gänzlich aufhalten. Für den Verkauf entscheidend ist deshalb vor allem der Bodenpreis. Das sollten Sie gleich von Beginn an – nämlich schon bei der Standortwahl Ihres Hauses – unbedingt berücksichtigen. Dies gilt in ähnlicher Weise für eine Eigentumswohnung.

Doch letztlich können Sie nicht in die Zukunft blicken. Manche Ballungszentren entwickeln sich sprunghaft und Sie können Ihre Immobilie gut verkaufen – dann herzlichen Glückwunsch. Doch oft genug verkaufen sich Bestandsimmobilien sehr zäh. Junge Familien wollen lieber in Neubaugebieten leben und schon gar nicht auf dem Lande.

Geld verdienen mit eigener Immobilie

Oft genug halten aber gerade ältere Menschen an ihrer Immobilie fest – komme, was da wolle. Laut einer Studie fühlen sich 98 % – also nahezu alle – der Senioren in ihrem Eigenheim pudelwohl und wollen dort so lange es geht wohnen. Nur 9 % haben schon mal daran gedacht zu verkaufen. Wenn das Geld dann immer knapper wird, reagieren viele Senioren erst, wenn es fast zu spät ist.

Die Studie hat zudem gezeigt, dass erschreckende 34 % der Immobilienbesitzer keinerlei Ersparnisse haben. Jeder Dritte erklärte, dass er nur das Eigenheim besitzt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Eigentümer haben ihr ganzes Leben lang Kredite abbezahlt und vielleicht auch noch Geld ins Haus investiert – für eine weitere Altersvorsorge gab es kein Kapital mehr. Dem sollten Sie unbedingt rechtzeitig entgegensteuern und sich dabei möglichst professionelle Unterstützung bei einem Finanzberater holen. Ich habe schon mal zwei Tipps in Kurzform für Sie, wie Sie im Alter Geld aus Ihrer Immobilie herausholen und gleichzeitig weiter darin wohnen können:

  • Bei der Umkehrhypothek wird ein Kredit in Höhe des sogenannten Beleihungswertes gewährt, der im Höchstfall 80 % des Marktwertes entspricht. Diese Hypothek wird in Raten ausgezahlt. Ist der Höchstbetrag erreicht und damit der Kredit voll ausgezahlt, gehört die Immobilie der Bank. Für Sie als Kreditnehmer bedeutet das allerdings, dass Sie nicht lebenslang eine Ratenzahlung erhalten. Sollte der Höchstbetrag noch zu Ihren Lebenszeiten ausgezahlt werden, müssen Sie aus Ihrem Eigenheim ausziehen.
  • Bei der Leibrente verkaufen Sie Ihre Immobilie und erhalten dafür zwei lebenslang geltende Rechte zugesprochen: Das Erste ist ein kostenloses Wohnrecht im Haus. Das Zweite ist die Eintragung einer Reallast im Grundbuch, wodurch Ihnen eine monatliche Rentenzahlung rechtlich sicher ist. Zu zahlen haben Sie lediglich die Neben- und Instandhaltungskosten und leben ansonsten mietfrei wie bisher als Eigentümer. Zudem erhalten Sie eine Zusatzrente aus Ihrer Immobilie.

Ob und welcher der beiden Punkte für Sie geeignet ist, muss im Einzelfall angeschaut werden. Möglicherweise gefällt Ihnen auch der Gedanke nicht, dass Ihnen das Haus nicht wirklich gehört. In dem Fall sollten Sie beim Haus- oder Wohnungskauf einiges beachten …

6 Tipps für künftige Eigenheimbesitzer

… damit Sie Ihre eigene Immobilie unbeschwert und völlig unabhängig von Banken, Versicherungen etc. genießen können. Hier meine Tipps dazu:

  1. Eine Immobilie sollte niemals Ihre einzige Altersvorsorge sein. Sie benötigen Rücklagen für die Lebenshaltungskosten allgemein, für Instandhaltungen, für mögliche altersbedingte Krankheitsfälle usw.
  2. Verteufeln Sie bei Ihren Investitionen nicht gleich Aktien als zu riskant. Zwar schwanken die Aktienkurse, aber langfristig gesehen weisen sie eine durchschnittliche Wertsteigerung von 8 % im Jahr auf. Da zeigen die Statistiken in Bezug auf die realen Immobilienwerte ein wesentlich schwächeres Bild: Diese sind in den letzten 45 Jahren unterm Strich 15 % abgesackt.
  3. Denken Sie an Reparaturen und Instandhaltungen für Ihre Immobilie. Legen Sie dafür monatlich einen bestimmten Betrag zurück. Eine Faustregel sagt: Jährlich 1 % des Kaufpreises zurücklegen. Damit sind Sie gut vorbereitet und haben sich ein gutes Polster aufgebaut.
  4. Wenn Sie irgendwann endgültiger Herr oder Frau im Hause werden wollen, ist es wichtig, die Raten so schnell wie möglich zu tilgen. Beim Renteneintritt sollten mindestens 90 % abbezahlt sein. Denn im Ruhestand stehen Ihnen höchstwahrscheinlich geringere finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung und es könnte eng werden.
  5. Achten Sie unbedingt auf die Lage Ihrer Immobilie. Falls Sie doch einmal verkaufen wollen, ist das der entscheidende Aspekt für den Verkaufspreis. Und auch, wenn Sie weiter drin wohnen wollen: Im Alter sind Sie vielleicht nicht mehr so mobil und dann dankbar dafür, dass gleich um die Ecke ein Supermarkt liegt.
  6. Überlegen Sie auch, wie groß Sie Ihr Haus bauen wollen oder ob Sie ggf. eine Einliegerwohnung mit einplanen sollten. Dann haben Sie im Alter nicht so ein riesiges Objekt für sich alleine und können zudem noch Miete einnehmen. Sinnvoll ist auch, von Beginn an ans barrierefreie Bauen zu denken.